Du kannst deiner Familie und deinen Freunden Lebewohl sagen und weit, weit weg reisen,
und doch trägst du sie in deinem Herzen, deinem Geist, deinem Bauch immer bei dir,
weil du nicht einfach in einer Welt lebst,
sondern weil eine Welt in dir lebt.
(Frederick Buechner)

Sonntag, 27. März 2011

WEST HIGHLAND WAY



Hey Friends,
gerade musste ich mit Erschrecken feststellen, dass der letzte Post über einen Monat zurückliegt. Das tut mir leid und es wird höchste Zeit, euch auf den neuesten Stand zu bringen. Gleichzeitig ist das aber auch ein Zeichen dafür, wie hier die Zeit verfliegt! Nur noch ein Monat, dann heißt es schon wieder "Heimreise".

Die letzten Tage waren sehr....wild!
Ich habe mich aufgemacht auf den West Highland Way, den längsten Fernwanderweg Schottlands - und hier sind meine Eindrücke:

Day 1 - Samstag, 19.03
Heute morgen bin ich um halb sieben aufgestanden um wandern zu gehen. Klingt verrückt, ist es eigentlich auch. Mit dem Zug ging es nach Mullgavie, dem Startpunkt des West Highland Ways. Vor mir liegen 4 Tage Wildnis, wunderschöne Landschaft und 75 Kilometer Wegstrecke. Die gesamte Strecke umfasst 153 km, geht vermutlich zu dieser Jahreszeit in verschneite Regionen hoch und dauert 7 Tage. Daher, und weil noch einiges für die Uni zu tun ist, hab mich mich entschieden, vorerst nur den halben Weg zu gehen.Gesagt, getan...

Gleich zu Beginn treffe ich ein älteres Paar aus Dortmund - schon wieder Deutsche, das fängt ja gut an^^ Doch nach einem kurzem Plausch habe ich mich allein auf den Weg gemacht. Der erste Tag zusammen gefasst, war noch eher langweilig. Es ging viel über Weideland, durch Lowlands und nach 6 Stunden war ich an meiner ersten Unterkunft angelangt.



Day 2 - Sonntag 20.03


Der Wetterbericht hatte eigentlich gutes Wetter vorausgesagt, doch heute morgen bin ich im tiefsten Nebel aufgebrochen. Hinein ging es in märchenhafte Wälder, mit Farn und Moss bewachsene Bäume und plätschernde Bäche. Am Wegrand habe ich noch warme Feuerstellen entdeckt, die auf Camper der letzten Nacht hinwiesen. Schottland ist bekannt dafür, dass weitestgehend im ganzen Land beliebig und natürlich kostenlos gecampt werden darf, was in den meisten anderen Ländern unter "Wildcamping" läuft und verboten ist. Ist sicher ein Abenteuer und wäre was fürs nächste mal.
Ganz so wild und abseits war ich dann doch nicht und traf nach Kurzem auf die nächste, wer hätte es anders vermutet, deutsche Gruppe. Gemeinsam sind wir dann ein Stück des Weges gegangen, ehe wir wieder getrennte Wege gegangen sind. Die Gruppe ist die "Alternativroute" gegangen, doch mich trieb es auf den 330 Fuß hohen Cotic Hill - ein erstes Gefühl von Highlands entstand. Obwohl der berg umgerechnet gerade mal eine Höhe von 100m hatte war der Anstieg sehr anstrengend. Von oben kam mir ein Bach entgegen und de restliche Weg war Matsch. Die Hoffnung bestand, oben angekommen über dem Nebel zu sein, doch seht selbst:-)
Nachmittags gelangte ich dann an den schottischen Bodensee - Loch Lomond, das mein Begleiter für den nächsten Tag sein sollte. Der größte See Schottlands schließt sich an einen Nationalpark an und ist traumhaft gelegen.
Doch heute hat das Wetter die Traumhaftigkeit eher in Trauer verwandelt und so war ich froh nach langen 8h endlich in meinem YouthHostel anzukommen.

Day 3 - Montag, 20.03
Heute morgen wurde ich von strahlendem Sonnenschein geweckt und ein vielversprechender Tag stand vor mir. Also habe ich mich schnell von dem BBC-Reporter, den ich am Abend zuvor im Hostel kennengelernt habe (praktisch der schottische Ostermann, ohne Schatzi), verabschiedet und bin aufgebrochen. Die Sonne spiegelte sich im Loch Lomond und der Weg war verschwunden. Jetzt wurde es interessant, der Weg hatte sich in Felsen verwandelt und die Wanderung wurde stellenweise zu einem kleinen Klettersteig. Gelegentlich kam ich an kleinen Stränden vorbei die versteckt am Ufer des Sees lagen.
Inzwischen habe ich viele Leute kennengelernt, die ich immer wieder treffe, da die meisten die gleichen Tagesetappen haben. Inzwischen bin ich bereits über 50 km gelaufen und die erste kleine Blase macht sich bemerkbar:-(

Nach und nach wird der See kleiner bis ich schließlich am Anfang der Highlands ankomme. Schneeverschneite Berge erheben sich am Horizont während ich unten bei 10 Grad im T-Short laufen kann. Was für eine Kulisse....

Day 4 - Dienstag, 22.03
Gestern habe ich einen Arzt aus Brasilien kennengelernt, der derzeit in Berlin lebt. Nach einem kurzen Plausch beim Abendessen mussten wir feststellen, dass wir am Tag zuvor nicht nur im gleichen Hostel, sondern sogar gemeinsam im Zimmer gelegen hatten, ohne miteinander gesprochen zu hatten. Gemeinsam sind wir heute ein Stück gegangen und haben uns etwas über unsere unterschiedlichen Heimaten ausgetauscht was sehr interessant war. Gegen mittag hieß es dann für mich Ende der Wanderung, ich war an meinem Ziel angekommen. Mit einem weinenden Auge verabschiede ich mich von der Natur und steige in den Zug zurück nach Edinburgh.

Zurückblickend war es ein super Erlebnis sich alleine auf den Weg zu machen und einfach zu schauen was kommt. Diese Ruhe und Ferne von all dem Trubel tut so gut und man hat so viel Zeit über sich selbst und 1000 andere Dinge nachzudenken. Außerdem lernt man auf diese Weise sehr viele interessante Menschen kennen, was ebenfalls sehr spannend war.








Abschließend noch ein par Kuriositäten die ich auf meiner Reise angetroffen habe:


1. Auf Schottlands Straßen lauern allerhand Gefahren!


2. Nasen-Piercing bei Menschen war gestern:-)




3. Autoschiebe kaputt in Deutschland:
"Carglass"










Autoscheibe kaputt in Schottland: "Autoglass"
Spinnen die?















Vielen Dank, dass ihr immer noch so fleißig meinen Blog lest,
ich hoffe ihr hattet ein bisschen Spaß dabei.
Bis bald,
Euer Michi